19. Januar Die polarisierte Gesellschaft
Ob Corona, Klima oder Politik – eine sachliche Diskussion ist heutzutage kaum noch existent. Sabine Pöhacker über die Gründe einer zunehmenden Polarisierung unserer Gesellschaft.
Die Suche nach einfachen Antworten
Was ist richtig, was ist falsch? In einem Überangebot an Information verlieren Menschen zunehmend die Orientierung. In Krisenzeiten kommen rasch auch Existenzängste hinzu und schaffen damit den Nährboden für Demagogen und Quacksalber. Kritiklos lassen wir uns von jenen verführen, die eine vermeintlich einfache Lösung parat haben, obwohl wir genau wissen, dass komplexe Themen nur komplex zu beantworten sind. Nur allzu oft bewegen sich die Rattenfänger unserer Zeit an den extremen Rändern der politischen Parteien. Wer laut schreit wird rasch gehört: Eine Studie des amerikanischen Center for Countering Digital Hate zeigt, dass in den USA lediglich zwölf Influencer rund 80 Prozent der Corona-Debatte beherrscht haben. Wo immer es kritische Themen gibt, bleibt die Meinung der Mitte zumeist ungehört, hingegen finden markante Sprüche, aufgeladene Hassparolen und ketzerische Kriegsrhetorik Einzelner in Sekundenschnelle Einzug in die Massenmedien.
Internet-Trolle verschärfen die Diskussion
Internet-Trolle verbreiten Hass und Häme, völlig ohne Filter kursieren persönliche Meinungen sowie bewusst gestreute Desinformationen im Netz. NutzerInnen lassen sich von Algorithmen ihre Denkweise bestätigen uns suhlen sich in Einheitsbrei ihrer Bubbel. TV- Print und Online Medien tragen gleichauf zur Spaltung der Gesellschaft bei: reißerische Stories werden unreflektiert übernommen, ausgewogener Journalismus ist lediglich in homöopathischen Dosen vorhanden. Dafür haben sich ganze TV-Stationen der eigenen politischen Gesinnung verschrieben, man denke an Fox News und Donald Trump, sowie NBC, die eindeutig den Demokraten zuzuordnen sind.
Polarisierung als Gift der Gesellschaft
Polarisierung gefährdet in höchstem Maße die Demokratie, dabei können wir à la longue nur verlieren, wenn wir die Meinung anderer nicht beachten oder gar mit Füßen treten. Um der Polarisierung entgegenzuwirken, kommen den Familien, aber auch Schulen und den Vereinen eine tragende Rolle zu: Sie können die drohende Spaltung thematisieren und zugleich Gesprächskultur und Kritikfähigkeit bei jungen Menschen fördern. Ein Paradebeispiel sind ehrenamtliche „Livingrooms“ in den USA, wo Menschen unterschiedlichster Gesinnung zusammenkommen, mit dem Ziel, konträre Meinungen zu reflektieren und zuzulassen. Auch in Österreich hat uns kürzlich der Bundespräsidentschaftskandidat Marco Pogo vor Augen geführt, dass diskutieren sinnvoll ist – seine Wahlparole “Red‘ ma drüber“ hat ihm 8% der österreichweiten Wählerstimmen eingebracht.
Auch Medien können ihren Beitrag zum Demokratieerhalt leisten: JournalistInnen – einerlei ob aus Qualitätsmedien oder vom Boulevard – sind gefordert, nach journalistischen Grundsätzen zu handeln und ausgewogen zu berichten, damit einzelne sich eine valide Meinung bilden können. Dabei sollten nicht die markanten Sager die Debatte anführen, sondern evidenzbasierte Fakten sowie die Meinung anerkannter ExpertInnen.
Autorin:
Sabine Pöhacker, MSc., – Senior Consultant, Geschäftsführende Inhaberin
Danke an Irene Maurer, unsere Trainee, für die Unterstützung.
comm:unications – Consulting & Services wurde 1996 gegründet und zählt zu den Top 10 PR-Agenturen Österreichs. Branchenschwerpunkte sind Consumer Brands, Kultur & Tourismus, Gesundheit, inter-/nationale Organisationen und Industrie. Die Expertise reicht von strategischer PR-Beratung, Medienarbeit, PR-Kampagnen und Social Media bis zur Krisenkommunikation. Die eigentümergeführte Agentur mit Sitz in Wien ist Partner im fünftgrößten globalen PR-Netzwerk der Welt, PROI Worldwide. Agenturgründerin Sabine Pöhacker, MSc. ist anerkannte Kommunikationsberaterin, Lehrbeauftragte an der Universität Wien sowie zertifizierte systemische Business Coach.
PROI weltweit die weltweit größte Partnerschaft von integrierten unabhängigen Kommunikationsagenturen, wurde 1970 in Europa gegründet. Die 80 PROI-Partner-Agenturen sind mit Büros in mehr als 165 Städten in über 50 Ländern in fünf Kontinenten vertreten. PROI Worldwide rangiert auf Platz 5 der globalen Marken der Kommunikationsbranche und erzielte 2018 ein Nettohonorarumsatz von mehr als 900 Mio Euro. Rund 6.500 Mitarbeiter betreuen 8.200 Kunden weltweit.
Sorry, the comment form is closed at this time.