Journalistische Unabhängigkeit ist Recht, Pflicht und Luxus

Journalistische Unabhängigkeit ist Recht, Pflicht und Luxus

Seit 24 Jahren gibt es den österreichischen Journalistinnenkongress, der auf Initiative von der Ex-Nationalratsabgeordneten und Ex-Umweltministerin Maria Rauch-Kallat ins Leben gerufen wurde. Was damals als Kampfansage gegen die Gläserne Decke im Medienwesen startete, ist heute eine dynamische emanzipierte Plattform und sprudelnde Quelle der Inspiration. Ich war erneut dabei und bin immer wieder aufs Neue begeistert! Kurzer Lokalaugenschein aus der Industriellenvereinigung in Wien, rund 300 Medienfrauen, eine Handvoll Männer und sogar ein Neugeborenes waren vor Ort.

Unabhängigkeit für Medien ist Recht, Pflicht und Luxus 

Überschattet wurde der Kongress von den Chat-Skandalen zwischen ehemaligen Regierungsparteien Parteien und Medienvertretern. Daniela Kraus, Generalsekretärin Presseclub Concordia, wies erneut auf die Pflicht der unabhängigen Berichterstattung hin. So gesehen ist der Vorschlag des Bundeskanzleramtes, BKA, für die marode Wiener Zeitung sechs Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um daraus eine Ausbildungsstätte für JournalistInnen zu machen, der blanke Hohn. Der Hintergrund ist offenkundig: RedakteurInnen heranzuziehen, die dem BKA nach dem Mund reden. Ich kann dem nur wenig Redlichkeit abgewinnen, denn Unabhängigkeit und Äquidistanz der Medien sind Kernwerte in einer Demokratie, und an ihnen zu rütteln ist gefährlich. Wobei leider gesagt sein muss, dass eine unabhängige Medienwelt in weiten Teilen der Welt keine Selbstverständlichkeit ist! Umso mehr war ich erfreut, dass im Rahmen der Vorträge auch immer wieder altvertraute Werte wie „Standesehre“ und „Standesethik“ eingefordert wurden. Chapeau!

Die große Gereiztheit

Maria Pernegger, Geschäftsführerin bei MediaAffairs, bekräftigte einmal mehr, dass die Glaubwürdigkeit der JournalistInnen und Medien in Gefahr ist. Durch das Internet und neue Medien habe sich die Kommunikationsbeschaffung verändert, klassische Medien haben ihre Gatekeeper-Funktion verloren, der aktuelle Trend ginge immer mehr in Richtung „Wohlfühljournalismus“. Pernegger ortet einen hohen Erregungspegel der Bevölkerung gegenüber den Medien, JournalistInnen werden zunehmend verbal attackiert, ihre Kompetenz wird oft in Abrede gestellt, immer häufiger wird von Lügenpresse gesprochen. Generell steigt das Misstrauen gegen die Eliten, das Web wirkt wie ein Teilchenbeschleuniger, Fakten können oftmals nur schwer gegen Fake News ankommen. Die traditionellen Aufgaben der Medien, Informationen einzuordnen und vorzuselektieren, sind kaum noch realisierbar, hingegen dominieren Falschinformationen die Debatte und die Internet-Trolle tragen das Übrige dazu bei: allein in den USA sind zwölf InfluencerInnen für 65 Prozent der Corona- Berichterstattung verantwortlich und fungieren als wahre Stimmungsmacher. Gefährlich sind zudem sogenannte Social Bots – künstliche Intelligenz in Gestalt von „E-Mail-Adressen“, hinter denen man reelle Personen vermutet, die öffentliche Debatten in eine ganz bestimmte Richtung lenken. Allein bei den Präsidentschaftswahlen Trump 2016 waren 400.000 Social Bots im Umlauf und sorgten für entsprechende Manipulation.

Feminismus und Netzwerken im besten Sinne

An zwölf Tischen wurde beim Journalistinnen-Kongress für direkten Austausch unter und mit prominenten Medienfrauen gesorgt, die als Role Models den Newcomern den Rücken stärkten. Diesmal waren ORF Größen wie Lou Lorenz-Dittlbacher und Hannelore Veit sowie Vertreterinnen verschiedener Chefredaktionen wie Barbara Haas, „Wienerin“, und Euke Frank, „WOMAN“, anwesend. Der Ausklang fand im Foyer des ehrwürdigen Hauses am Wiener Schwarzenbergplatz statt. Bei Prosecco und bester Stimmung wurden viele Ideen und Kontaktdaten ausgetauscht.

Autorin:

Sabine Pöhacker, MSc., – Senior Consultant, Geschäftsführende Inhaberin

Danke an Irene Maurer, unsere Trainee, für die Unterstützung.

comm:unications  – Consulting & Services wurde 1996 gegründet und zählt zu den Top 10 PR-Agenturen Österreichs. Branchenschwerpunkte sind Consumer Brands, Kultur & Tourismus, Gesundheit, inter-/nationale Organisationen und Industrie. Die Expertise reicht von strategischer PR-Beratung, Medienarbeit, PR-Kampagnen und Social Media bis zur Krisenkommunikation. Die eigentümergeführte Agentur mit Sitz in Wien ist Partner im fünftgrößten globalen PR-Netzwerk der Welt, PROI Worldwide. Agenturgründerin Sabine Pöhacker, MSc. ist anerkannte Kommunikationsberaterin, Lehrbeauftragte an der Universität Wien sowie zertifizierte systemische Business Coach.

PROI weltweit die weltweit größte Partnerschaft von integrierten unabhängigen Kommunikationsagenturen, wurde 1970 in Europa gegründet. Die 80 PROI-Partner-Agenturen sind mit Büros in mehr als 165 Städten in über 50 Ländern in fünf Kontinenten vertreten. PROI Worldwide rangiert auf Platz 5 der globalen Marken der Kommunikationsbranche und erzielte 2018 ein Nettohonorarumsatz von mehr als 900 Mio Euro. Rund 6.500 Mitarbeiter betreuen 8.200 Kunden weltweit.

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